Kleiner Tipp von einem Kollegen: Wenn du jemals in Frankreich arbeiten willst, mach es im Mai oder im November, da gibt‘s die meisten Feiertage ;)
Mein Name ist Elke Wachsmann, ich bin im dritten Lehrjahr in meiner Bauzeichnerausbildung und war vom 16.10.-12.11.2022 als Praktikantin in der Firma „IDEC“ in Blois in Frankreich angestellt. Die Stadt ist ca zwei Zugstunden südwestlich von Paris entfernt. Dementsprechend erfolgt die Anreise relativ einfach. Der schwierige Part ist nur das Umsteigen in Paris und mit zwei Koffern in die Métro einzusteigen kann ich keinem empfehlen.
Im Vorfeld hatte ich viel Kontakt mit einer Lehrerin der dortigen Berufsschule, Nathalie Frémaux, gehabt. Sie half mir, meine Bewerbung an das Unternehmen weiterzuleiten und kümmerte sich für mich um einen Platz im Internat „Résidence Valoria“ neben der Schule.
Obwohl ich nicht Teil der Schüler dort gewesen bin, konnte ich trotzdem in der Kantine frühstücken und zu Abend essen. Das Essen war manchmal so semi gut bzw bin ich von Zeit zu Zeit verhindert gewesen, zum Abendessen zu erscheinen, weshalb ich auch gekocht habe. Das war in einem Gemeinschaftsraum in der Résidence möglich, man musste nur eigenes Geschirr, Töpfe und Zutaten mitbringen.
In meinem Zimmer hatte ich ansonsten alles, was ich gebraucht hab: Ein Bett, einen Schreibtisch, eine Spüle, einen Kühlschrank, ein Regal, einen Schrank und ein kleines Badezimmer. Ich war ungestört, konnte aber auch viel mit anderen im Internat reden. Die meisten kamen von außerhalb und waren nur unter der Woche zur Schulzeit dort.
Die Arbeit im Büro hat mir sehr gut gefallen, denn ich habe inhaltlich eine 180° Drehung gemacht. Anders als mein Heimbüro in Deutschland beschäftigte sich diese Firma mit riesengroßen Firmengebäude, die sich über mehrere Stockwerke und Tiefgaragen erstreckten. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mich mit dem Programm Revit vertraut zu machen. Das war etwas ganz anderes als das Programm, das ich daheim benutze.
Meine Aufgabe war es, verschiedenste Möbel und Laborutensilien – für eine Kosmetikfirma – mit Filtern zu überlegen und Legenden zu erstellen. Diese Pläne wurden dann an andere Firmen zur Produktion der Möbel geschickt. Einmal durfte ich auch auf die Baustelle mit, das meiste kannte ich davon schon von diversen Baustellenpraktika in Deutschland. Dennoch waren es ganz andere Dimensionen.
Die vielen neuen Vokabeln kamen zusätzlich als Herausforderung hinzu. Zwar spreche ich gut französisch, Begriffe über den Bau hatte ich dann doch nicht in der allgemeinen Schule ;)
Eine sehr große Erleichterung waren meine Kollegen. Egal, was es war, sie haben mir immer geholfen, wenn ich etwas nicht verstanden habe bzw suchten nach neuen Aufgaben, wenn ich alles erledigt hatte. Außerdem war hier und da viel Trashtalk am Start.Vor allem, wenn wir in den Mittagspausen, die übrigens zwei Stunden lang sind, jeden Tag zusammen zum Mittag gegessen haben.
Nathalie hat mir für meine Zeit in Blois ein Fahrrad geliehen, mit dem ich jeden Tag zur Arbeit geradelt bin und was meiner Mobilität dort einen Riesengefallen getan hat. So konnte ich schnell und einfach einkaufen oder an den Bahnhof und durch die Stadt fahren.
Natürlich habe ich auch die Gegend ein bisschen gesehen. An der Loire, an der auch Blois liegt, gibt es viele große und kleine Schlösser. Ich war in Blois selbst im Schloss, in dem es abends eine Lichtershow über die Geschichte des Schlosses gab. Ich war erstmal ein bisschen skeptisch, weil ich mich nicht sehr für Geschichtliches interessiere, dennoch kam eine sehr schöne, kreative und dreidimensionale Vorführung an den verschiedenen Fassaden auf dem Innenhof dabei heraus.
Zusätzlich war ich noch im Schloss Chambord, in dessen Hinterzimmern ich mich fast verlaufen habe, weil es da so viele Verwinkelungen gibt!
Aufgrund von insgesamt zwei Feiertagen und einem Brückentag, konnte ich auch andere Ausflugsziele wahrnehmen: Die benachbarten Städte Tours und Orléans sind auf jeden Fall sehenswert und eignen sich gut zum Shoppen.
Mein Highlight war jedoch ein Wochenendtrip, den ich in Paris verbracht habe! Ich wollte unbedingt mal dahin, u.a. weil ich noch nie da gewesen bin und es war einfach mega! Auf der To do Liste standen eine Menge Sehenswürdigkeiten und nach diesem Wochenende war ich auch ordentlich fertig. Gefühlt bin ich 50km gewatschelt.
In vielen Dingen hat mir der Auslandsaufenthalt sehr gut getan. Ich habe allem voran meine Französischkenntnisse auffrischen und aufbessern können, habe aber auch das erste mal allein gewohnt und das ging erstaunlich gut! Bei so einem Praktikum lernt man viele neue Leute kennen und sieht, wie diese ihre Kultur leben. Alles in allem kann ich ein Auslandspraktikum auf jeden Fall jedem ans Herz legen, der mal aus seiner Komfortzone raus und etwas Neues erleben will. Sei es beruflich oder privat.